Amethystfarbene Wiesenkoralle
Clavaria zollingeri agg.
Dieser Pilz besticht durch sein fröhlich violettes Aussehen und seine korallenähnliche Wuchsform. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat ihn zum Pilz des Jahres gekürt, um auf die Gefährdung unserer Artenvielfalt durch intensive Landnutzung aufmerksam zu machen. Extrem nährstoffarme Gebiete sind bei uns selten geworden, und das liegt vor allem an der Düngung und den Nährstoffeinträgen aus der Luft. In Deutschland sind lediglich etwa 40 Fundorte der wunderschönen Amethystfarbenen Wiesenkoralle bekannt, was sie zu einer wahren Rarität macht. In Niedersachsen gibt es noch keine Fundmeldungen – ein Grund mehr hier die Augen aufzuhalten, vielleicht ändert sich dies ja durch die Aufmerksamkeit, die dieser hübsche Pilz 2025 erfährt.
Anzeiger für artenreiches Grünland
Wir schauen uns an, wie sich der Lebensraum von Arten wie der Amethystfarbenen Wiesenkoralle im Laufe der Zeit verändert hat. Wiesen waren ursprünglich ein echtes Farbenmeer und voller Leben! Bevor der Mensch sesshaft wurde, gab es sie nur dort, wo große Tiere grasten. Mit den ersten Siedlungen kamen weitere Wiesen und Äcker hinzu. So wurden die Wiesen immer vielfältiger. Seit dem 18. Jahrhundert geht diese Vielfalt vor allem durch Pestizide, Kunstdünger und Gülle leider wieder zurück.
Artenvielfalt durch Nährstoffarmut
Magere Wiesen sind sehr artenreich und bunt. Es sind die sog. Saftlingswiesen. Sie heißen so, weil es hier viele verschiedene Pilze gibt: Saftlinge, Rötlinge, Wiesenritterlinge, Erdzungen, Wiesenkorallen und Wiesenkeulchen. Doch unsere Wiesen werden immer stärker gedüngt und öfter gemäht. Das Gras wird als Silage konserviert. Durch das große Nährstoffangebot setzen sich einige sehr wuchskräftige Arten durch und verdrängen die anderen. Heute werden außerdem Gifte ausgebracht, die alle zweikeimblättrigen Pflanzen vernichten – also all die Kräuter, die das Vieh vital und gesund halten und den Pilzen vielfältiges Angebot für das Zusammenleben (Mykorrhiza) oder Nahrung zum Zersetzen (Saprobionten) bieten. Auch für die Tierwelt hat dies Folgen.
Gemeinsam geht es besser
Die ca. 2–8 cm großen Fruchtkörper der Amethystfarbenen Wiesenkoralle wachsen meist verborgen zwischen den Gräsern und Kräutern. Sie gehen eine Lebensgemeinschaft (Mykorrhiza) mit krautigen Pflanzen oder Moosen ein. Sie sind wahre Spezialisten, die ihre Pflanzenpartner bei der Besiedelung nährstoffarmer Böden unterstützen. Am meisten findet man sie in alten, etablierten Biotopen, neben mageren Wiesen auch in alten Parkrasen, Schlehengebüschen und Eschenwäldern.
Foto: Mathias Theiss